Einleitung
Ob Handwerker, Freelancer oder Dienstleister – Kunden möchten vor Auftragsvergabe wissen, welche Kosten auf sie zukommen.
Dabei fallen oft zwei Begriffe: Kostenvoranschlag und Angebot.
Viele nutzen sie synonym, doch rechtlich und in der Praxis gibt es klare Unterschiede.
In diesem Leitfaden erfährst du:
- Was beide Begriffe bedeuten
- Welche rechtliche Bindung sie haben
- Welche Form sich in welcher Situation lohnt
- Beispiele für die Praxis
1. Definition: Kostenvoranschlag
Ein Kostenvoranschlag ist eine unverbindliche Schätzung der zu erwartenden Kosten.
Er dient als Orientierung für den Kunden und basiert auf den aktuellen Informationen zum Projekt.
Merkmale:
- Unverbindlich (Preise können sich ändern)
- Muss nach BGB (§ 650) „nach bestem Wissen und Gewissen“ erstellt werden
- Abweichungen von bis zu ca. 15–20 % sind in der Regel zulässig, wenn nicht anders vereinbart
- Kann mündlich oder schriftlich erfolgen, schriftlich ist aber empfehlenswert
Beispiel:
Ein Maler schätzt die Renovierungskosten für ein Zimmer auf 1.000 €.
Stellt sich später heraus, dass die Wände mehr Vorarbeit benötigen, können die Kosten auf z. B. 1.150 € steigen.
2. Definition: Angebot
Ein Angebot ist rechtlich verbindlich – sobald der Kunde es innerhalb der Gültigkeitsfrist annimmt, bist du an den Preis gebunden.
Merkmale:
- Bindend für beide Seiten
- Alle Leistungen, Preise und Bedingungen müssen klar angegeben sein
- Änderungen sind nach Annahme nur mit Zustimmung des Kunden möglich
- Kann befristet sein („gültig bis…“)
Beispiel:
Ein Handwerker bietet eine Badrenovierung für 8.500 € an.
Nimmt der Kunde das Angebot an, muss der Handwerker zu diesem Preis liefern – auch wenn die Materialkosten inzwischen gestiegen sind.
3. Rechtliche Unterschiede im Überblick
Ein Kostenvoranschlag unterscheidet sich in mehreren Punkten grundlegend von einem Angebot:
- Verbindlichkeit
Ein Kostenvoranschlag ist unverbindlich. Der genannte Preis ist eine Schätzung und darf – mit Begründung – um etwa 15–20 % abweichen.
Ein Angebot ist verbindlich. Sobald der Kunde es innerhalb der Gültigkeitsfrist annimmt, bist du an den Preis gebunden. - Preisänderung
Beim Kostenvoranschlag sind Änderungen möglich, wenn der Aufwand höher ausfällt als geschätzt – der Kunde muss aber informiert werden.
Beim Angebot sind Preisänderungen nur möglich, wenn beide Parteien zustimmen. - Gültigkeitsfrist
Ein Kostenvoranschlag muss keine Frist enthalten, kann aber eine haben.
Ein Angebot sollte immer eine Frist enthalten, bis wann es gültig ist. - Gesetzliche Grundlage
Der Kostenvoranschlag basiert auf § 650 BGB (Werkvertrag).
Das Angebot ist in §§ 145 ff. BGB geregelt (Bindung an den Antrag).
4. Wann eignet sich was?
Kostenvoranschlag sinnvoll bei:
- Unklarem Arbeitsaufwand
- Projekten mit vielen Variablen
- Erster grober Orientierung für den Kunden
Angebot sinnvoll bei:
- Klar definiertem Leistungsumfang
- Fester Kalkulation
- Wettbewerbsverfahren oder Ausschreibungen
5. Vorteile und Nachteile
Kostenvoranschlag – Vorteile:
- Flexibilität bei Preisänderungen
- Schneller zu erstellen
- Gut für erste Kundenkontakte
Kostenvoranschlag – Nachteile:
- Weniger Verbindlichkeit für den Kunden
- Kann unseriös wirken, wenn zu ungenau
Angebot – Vorteile:
- Klare Preis- und Leistungszusage
- Höheres Kundenvertrauen
- Rechtlich abgesichert
Angebot – Nachteile:
- Höheres Risiko bei falscher Kalkulation
- Weniger Spielraum für Preisänderungen
6. Praxis-Tipp: Kombination beider Methoden
In vielen Branchen lohnt sich ein zweistufiges Vorgehen:
- Erst Kostenvoranschlag zur Orientierung
- Dann verbindliches Angebot, sobald der genaue Aufwand klar ist
💡 Mit unserem Online-Angebotsgenerator kannst du beides erstellen – Kostenvoranschläge als unverbindliche Schätzung und Angebote als verbindliches Dokument.
7. Häufige Fehler vermeiden
❌ Keine klare Kennzeichnung („Kostenvoranschlag“ oder „Angebot“)
❌ Fehlende Gültigkeitsfrist beim Angebot
❌ Unklare Leistungsbeschreibung
❌ Falscher MwSt.-Ausweis
Fazit
Der wichtigste Unterschied: Ein Kostenvoranschlag ist unverbindlich, ein Angebot bindend.
Beide haben ihre Berechtigung – es kommt auf den Projektstatus und die Kalkulationssicherheit an.
Mit einem flexiblen Tool kannst du beide Varianten rechtssicher, professionell und schnell erstellen.